- Primaten: Werkzeuge und Leben
- Primaten: Werkzeuge und LebenDie unmittelbaren Vorfahren des Menschen lebten in Wäldern und Savannen Afrikas, vielleicht auch Südasiens. Als Voraussetzung für den aufrechten Gang werden Landschaften vermutet, in denen baumarme Gebiete überwogen. Mit der Aufrichtung waren nicht nur Veränderungen des Kopfes - etwa Gehirnwachstum und Gebissreduzierung - und der Wirbelsäule verbunden, auch die Füße und Hände wechselten ihr Aussehen entsprechend den neuen Funktionen. Wann und in welchen Zusammenhängen es zum Verlust des primären Haarkleides kam, ist unsicher.Diese Entwicklung dauerte mehrere Millionen Jahre, bis eine entscheidende Veränderung nachweisbar wird: die bewusste Herstellung von Werkzeugen in bestimmter Technik zu bestimmten Zwecken. Der Gebrauch von Gegenständen kommt bei verschiedensten Tierarten vor, auch eine begrenzte Auswahl und sogar eine gewisse Zurichtung wurde vereinzelt beobachtet, doch kam es nicht zu noch weitergehenden »Fortschritten«. Die bereits von Benjamin Franklin geprägte Begriffsbestimmung, »der Mensch« sei das »werkzeugherstellende Lebewesen«, hat sich bewährt; ein großer Teil der frühen Werkzeuge bestand aus dauerhaften Materialien und ist deshalb für Archäologen erkennbar. Zum Zerlegen der Tiere, deren Fleisch nun einen größeren Anteil an der Ernährung bekam, brauchte man ebenso schneidende Werkzeuge wie zum Zurichten hölzerner Wühlstöcke und Lanzen. Dafür eigneten sich Steine am besten, die - aneinander geschlagen - Kanten zum Schneiden und Schaben bildeten. Auch Spitzen konnte man mit wenigen Schlägen aus handlichen oder handlich gemachten Steinen herstellen und sehr vielseitig gebrauchen. Knochen konnten ebenfalls Verwendung finden, doch waren sie schwerer herzurichten; außerdem sind sie seltener erhalten und schwieriger als Werkzeuge zu bestimmen.Während die uns nächstverwandten Menschenaffen, die Primaten, sich vorwiegend von Pflanzenteilen ernähren, aber auch Kleingetier von Insektenlarven bis zu Schnecken und Jungtieren von Säugern nicht verschmähen, spielte bei den Frühmenschen die Jagd eine stärkere Rolle. Großtiere aus dem Kreis der Dickhäuter waren offenbar leichter zu erlegen als leichtfüßige Antilopen. Selbst wenn der Anteil der Jagdbeute an der Gesamternährung wegen der besseren Erhaltungsbedingungen von Funden meist überschätzt wird, ist mit der Jagd ein weiterer »menschlicher« Ansatz gegeben, der zur Arbeitsteilung der Geschlechter und zur gemeinsamen Mahlzeit führte, was sprachliche Verständigungsmöglichkeiten verlangt und fördert. Da zur Werkzeugherstellung geeignete Steine nicht überall verfügbar waren, musste gesammelt werden, und so könnte auch die Tragtasche aus Fell oder Pflanzenteilen wie der Rinde oder großen Blättern zur »Ausstattung« der frühesten Menschen gehören.Der Zeitraum, in dem diese ersten kulturellen Merkmale herausgebildet wurden und die Anzahl der Menschen sich langsam vermehrte, begann vor zwei bis drei Millionen Jahren und endete vor ungefähr einer Million Jahren. Wahrscheinlich gegen Ende dieser Phase wurde die Furcht vor dem Feuer überwunden, als die frühen Menschen begannen, Tierreste zu schätzen, die durch Vulkanismus oder durch Buschfeuer, die Blitze entzündet hatten, »gebraten« wurden.
Universal-Lexikon. 2012.